Seit 1965 eine Institution in Schongau: Jetzt übernimmt die dritte Generation die Geschäftsführung: Florian Hallmann (2. v.r.) und Franziska Hallmann (2. v.l.) mit ihrer Familie.

Schicksalsjahr für den Schongauer Märchenwald

Erst verstirbt Ende Februar relativ plötzlich die langjährige Geschäftsführerin Susanne Hallmann und dann zwingen die Corona-Maßnahmen den Schongauer Märchenwald im März dazu, seine Pforten bis auf weiteres zu schliessen.

Die Sonne lacht in diesen Ostertagen ohne ein Wölkchen vom Himmel, doch zum ersten Mal seit 55 Jahren hört man im Schongauer Märchenwald und Tierpark fast nichts außer dem Schrei des Pfaus und dem Quietschen der Schubkarren, die zum Ausmisten der Ställe weiter Ihre Runden drehen. Florian Hallmann kann nur mit dem Kopf schütteln: „Es ist komplett surreal, manchmal möchte ich mich kneifen und den da oben fragen, was er sich bei all dem den bloß gedacht hat in diesem Jahr!“

Florian und Franziska Hallmann sind die Enkel der Gründer Hans und Gretel Schmid. Sie haben auf Wunsch ihres Vaters Max und der gesamten Familie die Geschäftsführung nach dem Tode ihrer Mutter Susanne Hallmann übernommen – ein Schritt, der so immer geplant war, aber eben erst in einigen Jahren erfolgen sollte. „Meine Mutter hatte Krebs und war nach der erfolgreichen Therapie im Herbst 2019 eigentlich guten Mutes, dass ihr Leben glücklich weitergehen würde.“, beschreibt Franziska Hallmann die Lage. „Anfang 2020 jedoch verschlechterte sich ihr Zustand wieder. Der Krebs war zurück und plötzlich ging alles rasend schnell.“

Susanne Hallmann verstirbt am 29.02.2020 und die Anteilnahme in Schongau, aber auch weit darüberhinaus, ist riesig groß. Über 300 Trauergäste nehmen am 11.03.2020 persönlich Abschied und etliche Kondolenzschreiben erreichen den Schongauer Märchenwald: Familie, Mitarbeiter, langjährige Gäste und Besucher, geschäftliche Partner und Freunde.

Susanne Hallmann hatte gemeinsam mit ihrem Ehemann Max in 1998 die Geschäftsführung von ihren eigenen Eltern übernommen und den Märchenwald 22 Jahre lang mit Herz und Geschick weiterentwickelt, ausgebaut sowie durch Sturmschäden und Finanzkrisen wie in den Jahren 2000 und 2009 geführt.

Jetzt steht der Familie mit den Auswirkungen der Corona-Krise wieder einiges an Herausforderungen bevor.

„Wir haben wegen all der Turbulenzen und Sorgen um Corona noch gar keine Zeit gefunden, so richtig zu trauern und ich bin einerseits froh, dass meiner Mutter diese wirtschaftlich schwierige Zeit nicht erleben muss, andererseits wäre es auch wunderbar gewesen, wenn sie einfach mal hätte entspannen können in diesen Wochen der erzwungenen Ruhe.“, erklärt Florian Hallmann seine Gemütslage und die anderen Familienmitglieder nicken zustimmend.

Mitte März startet jedes Jahr die Saison und zu Ostern zieht es bei schönem Wetter normalerweise die Familien mit kleinen Kindern aus dem ganzen südlichen Bayern in den Schongauer Märchenwald. Im Sommer kommen dann noch die vielen Touristen, bevor es im Herbst und Winter dann wieder ruhiger wird. Über 100.000 Besucher zog es in 2019 in den Schongauer Märchenwald und Tierpark.

Jetzt fehlt all das. Die Besucher, das Kinderlachen, das Gekreische und Getobe auf den weitläufigen Spielplätzen, das Schlagen der Ponyhufe auf ihren Runden durch den Park.

Und die Kosten laufen weiter: „Fast alle unserer festen Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, die Saisonkräfte mussten vertröstet werden, aber Zins- und Pacht wollen bedient werden und die Tiere brauchen weiter ihr Futter. Es ist alles sehr angespannt – so wie fast überall in diesen Zeiten, wo Geschäfte von ihren Besuchern abhängen und geschlossen wurden.“, beschreibt Florian Hallmann die Lage. Die Familie Hallmann hat sich deshalb dazu entschlossen, eine Gutscheinaktion zu Ostern anzubieten: „Jeder, der uns mit dem Kauf eines Online-Gutscheins unterstützt, bekommt noch ein Überraschungsgeschenk dazu, das bis September 2020 bei uns abgeholt werden kann!“ erläutert Franziska Hallmann.

Die Familie Hallmann ist sich sicher, dass sich Wege finden lassen und sie vielleicht schon bald wieder aufmachen dürfen. Dann werden sehnsüchtig die Besucher wieder anreisen und die zweite Hälfte dieses Jahres umso schöner werden lassen. „Wir danken allen ganz herzlich für die Anteilnahme zum Tode meiner Frau und freuen uns über jede Unterstützung, die uns unsere wunderbaren Partner, Freunde und Besucher in diesen Zeiten zukommen lassen!“ sagt Max Hallmann und kann seine Rührung nur schwer unterdrücken. Erste Futterspenden sind bereits eingegangen und mit diesem Gemeinschaftsgefühl wird man auch diese Krise meistern können.

Rückblickend wird man dann sagen können „Es war einmal…“ und wie in den schönsten Märchen überwinden Gemeinschaft, Tugend und Kreativität die Hindernisse, die das Leben manchmal mit sich bringt.