Offener Brief des Schongauer Märchenwald und Tierparks

Liebe Freundinnen und Freunde des Schongauer Märchenwald und Tierparks,
liebe Bürger und Unterstützer, Fans und Partner,

wir möchten Euch ganz herzlich für all Eure Anrufe und Emails, Online-Kommentare, SMS und persönlichen Nachrichten danken, die wir in den letzten Tagen so zahlreich bzgl. der Zeitungsartikel in den Schongauer Nachrichten und dem Kreisboten der vergangenen Woche von Euch erhalten haben.

Gleichzeitig hat uns die Berichterstattung in ein unglaubliches Dilemma gestoßen, das wir schnellstens auflösen möchten:

Ja, wir hatten uns auf Ostern mit Euch allen gefreut! Und ja, es ist insgesamt eine völlig frustrierende Situation: für jeden Bürger und jede Bürgerin und auch für jeden Gastwirt, jedes Hotel, jede Freizeiteinrichtung und jeden Künstler (um mal nur ein paar zu nennen, die momentan auf ihren Schiffen sitzen und vom Sturm hin und her geschmissen werden, ohne wirklich großartig selbst etwas steuern zu können).

Und ja, die Begründungen und Klassifizierungen der Behörden, die uns als Freizeitpark einstufen und nicht als Tierpark und den Verkauf von Speisen nur ermöglichen, solange der Verzehr außerhalb unseres Geländes passiert, wirken teilweise konstruiert - ähnlich wie eine nächtliche Ausgangssperre ja nicht verhindern soll, dass einer allein nachts umherläuft… sondern dass einer allein irgendwo in einen engen Keller läuft und dort mit vielen anderen zusammen Fussball schaut.

Unsere enorme Frustration nach Ostern ist in den Artikeln der Schongauer Nachrichten und des Kreisbotens sehr bereitwillig aufgenommen worden. Wir erleben wie Ihr alle das emotionale Auf und Ab der Wellen in diesem Sturm und haben – wie im Artikel beschrieben – auch völlig verunsicherte Mitarbeiter und Bewerber, denen wir halt sagen müssen: „Ja, wir möchten gerne mit Dir arbeiten! Aber wir wissen halt noch nicht, WANN das wieder möglich sein wird.“ Und dass sich dann der oder die eine oder andere nach einer neuen Beschäftigung umschaut, weil ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und das Sparschwein den Gürtel immer enger ziehen muss, ist völlig normal und auch verständlich. Wir ärgern uns… aber natürlich verstehen wir das.

Der Artikel des Kreisbotens konstruiert bereits in der Titelzeile eine maximal dramatische These des Überlebenskampfes und auch in den Schongauer Nachrichten endet der Textbeitrag unglücklicherweise mit einem Satz, der eine düstere Aussicht beschwört und viel mehr in unseren Ärger hineininterpretiert als es nötig war.

Ja, wenn wir Pfingsten nicht öffnen dürfen, dann ist ein Großteil des Jahres gelaufen und gerade die schönste Jahreszeit mit den meisten Besuchern steht dann jedes Jahr vor der Tür. Ein Schongauer Märchenwald, der im Sommer über geschlossen bleiben muss oder nur äußerst begrenzt öffnen darf – das erscheint uns aktuell völlig unvorstellbar und würde natürlich dazu führen, dass wir (und alle anderen oben genannten Einrichtungen) dann weiterhin komplett abhängig sind von den (sehr spät eintreffenden) Unterstützungszahlungen des deutschen Staates – eine Situation, die jedem Unternehmer und jeder Unternehmerin ein absoluter Graus ist.

Unser Dilemma ist die eklatante Diskrepanz zwischen dem Eindruck, der durch die Presse entstanden ist, und der wahrhaften, aktuellen Situation bei uns im Schongauer Märchenwald: Täglich lärmen die Bagger und Kreissägen und an vielen Stellen entstehen neue Zuwege, Leitungen und Gebäude. Auch im Hintergrund arbeiten wir gemeinsam mit Partnern an unheimlich vielen spannenden Projekten und investieren große Budgets, damit Ihr bei Eurem nächsten Besuch noch mehr Freude habt und wir auch mit den Corona-Beschränkungen einen reibungslosen Ablauf garantieren können.

Freut Euch zur Wiedereröffnung auf ein nagelneues Toilettenhaus im Stile einer Ritterburg neben dem Ziegengehege, damit Ihr für die Notdurft nicht mehr durch den ganzen Park zurücklaufen müsst; seid gespannt auf das neue Märchen „Rapunzel“, dessen Turm bereits jetzt von der Dießener Straße aus zu sehen ist und das interaktiv auf Zurufe und Bewegung reagieren wird; und wir sind auch sicher, dass die zwei Tiere, die wir vor einigen Tagen aufgenommen haben, die neuen, absoluten Stars in 2021 werden. Mehr wird jedoch noch nicht verraten…

In einer solchen Situation, in der wir große Gelder und Mühen in unseren Märchenwald investieren, auf Eure Sorgen und Spendenangebote zu treffen, rührt uns zum einen sehr, macht uns aber auch große Bauchschmerzen, denn viele von Euch kämpfen selbst mit den widrigen und unsicheren Aussichten dieser besonderen Krisenzeit.

Eure große Verbundenheit und der Wunsch, unseren Märchenwald in diesen Zeiten zu unterstützen und aber auch insgesamt mehr teilzuhaben, hat jetzt aber einige Projekte wieder nach ganz vorne auf die Prioritätenliste gebracht, die wir im Winter zwangsläufig erstmal ruhen haben lassen. Viele werden sich an unseren Plan aus dem letzten Jahr erinnern, einen Verkehrsübungsplatz auf dem bisherigen Wildschweingehege bauen zu wollen und dafür auch erstmalig Sponsoren und Unterstützer einzubinden. Dieses Projekt sowie Tierpatenschaften und Werbepartner für Gehege – Dinge, die in jedem normalen Tierpark gang und gäbe sind – wollen wir jetzt durch Eure Impulse wirklich angehen und uns insgesamt noch viel mehr für Teilhabe und Partnerschaften öffnen.

Lassen wir also alle mal die grauen Tage mit Kälte und Schnee, die wir die letzten Wochen erleiden mussten und die uns allen kräftig aufs Gemüt gedrückt haben, hinter uns und konzentrieren wir uns auf die vielen ermunternden Nachrichten: Dort, wo die Impfungen weiter sind als bei uns, beginnt längst wieder ein fast normales Leben (Israel, England…) und selbst in einem völlig chaotischen 2020 war ab Juni wieder vieles mit den Hygienemaßnahmen möglich und wir haben das Jahr doch alle auch irgendwie zusammen gemeistert! Das werden wir auch in 2021 schaffen und uns hoffentlich bald auch alle wiedersehen!

 

Herzliche Grüße und mit größtem Dank für all Eure Unterstützung,

im Namen des gesamten Teams des Schongauer Märchenwald und Tierparks,

 

Eure Florian und Franziska Hallmann